Rassismus- und antisemitismuskritische
Filmvermittlung für die 1. bis 6. Klasse

Kurzfilme der Film Macht Mut Workshops

Hier finden Sie die Kurzfilme zu den Workshops und die Langfilme für die Kinotage für die 1. bis 6. Klasse. 2023 wird hier auch der Langfilm für den Kinotag für Klasse 5 & 6 ergänzt.

Filmplakat Harald Naegeli - Der Sprayer von Zürich

Harald Naegeli - Der Sprayer von Zürich

Deutschland, Schweiz 2021

Seit 1977, als der Zürcher Künstler Harald Naegeli begann, Mauern und Häuserwände seiner Heimatstadt mit charakteristischen Strichfiguren zu gestalten, dreht sich die Diskussion immergleich um „Kunst versus Sachbeschädigung“. Nathalie Davids Porträt, eine Hommage an den nach wie vor beeindruckend präsenten Künstler, zeichnet das Bild einer facettenreichen Persönlichkeit, deren künstlerisches Schaffen und politisch höchst aktuelle Positionen weit über Graffitikunst und Street Art hinausgehen.

Genre

Dokumentarfilm, Künstlerporträt

Klassenstufe

ab 9. Klasse

Altersempfehlung

ab 14 Jahre

Unterrichtsfächer

Kunst, Sozialkunde, Politik, Ethik, Religion, Deutsch

Themen

Kunst, Kultur, Medien, Zivilcourage, Recht, Werte, Geschichte, Politik, Zivilisationskritik, Utopie, Freiheit, Individuum (und Gesellschaft)

Kinostart

02.12.2021

Inhalt


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Harald Naegeli stammt aus gutsituiertem, kunstaffinem Zürcher Bürgertum. Künstlerisch ausgebildet und vertraut mit den Zeichnungen alter Meister, findet er über flächige Farbcollagen, dann in den 1970er Jahren über geschnittene Linien zu seinen Strichfiguren-Graffiti. Kunstavantgardistisch inspiriert verbindet er sie mit zivilisations- und urbanitätskritischen Botschaften und sprayt sie ab 1977 nachts auf Mauern und Hausfassaden seiner Heimatstadt. Die polarisierenden Graffiti verschaffen ihm nicht nur den legendären Ruf, sondern sie bringen ihm auch unzählige Anzeigen wegen Sachbeschädigung und mehrere Inhaftierungen ein. 1982 verlässt er Zürich und lässt sich in Düsseldorf nieder, um hier sowie im Wechsel mit seinem Schweizer Domizil künstlerisch weiter zu arbeiten – nicht ohne immer wieder seine kunstvollen Striche im öffentlichen Raum zu hinterlassen. Nachdem er, inzwischen über 80 Jahre alt und an einer Krebserkrankung leidend, seinen Lebensmittelpunkt wieder ganz in Zürich hat, sprayt er während des ersten Covid-19-Lockdowns über 50 „Totentänze“ in der Stadt, wofür ihn der Kanton verklagt, die Stadt ihm hingegen den Großen Kunstpreis für sein Lebenswerk verliehen hat.

Umsetzung


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Die filmische Herangehensweise, die auch den Entstehungsprozess mitthematisiert, reflektiert Film als Medium und als Material. Aus dem Zusammenspiel von Gesprächen mit dem Porträtierten vor der Kamera und im Off, seinen kurzweiligen, teils mild-ironischen Selbst- und Werkinterpretationen und Statements von Wegbegleiter:innen und Kritiker:innen sowie der Aufbereitung der andauernden Kontroversen anhand archivalischer Materialien setzt sich ein facettenreiches Bild zusammen. Es bringt uns den Künstler Harald Naegeli nicht nur als „Sprayer von Zürich“ nahe. Medienübergreifend und kunstspartenverbindend, in gewisser Weise kongenial zu Naegelis Kunst, wird die Visualisierung von avanciert-unkonventioneller Musik und einem Balladenlied vom Sprayer sowie von typografisch besonders gestalteten und eigensinnig platzierten Textinserts vor dann einsetzenden Voice-Over-Passagen begleitet. Auf diese Weise versucht der Dokumentarfilm einer Kunst gerecht zu werden, die den Gegensatz zwischen ästhetischem Ausdruck und politischer Intervention von Anfang an zu überwinden versucht hat.

Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit


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Der Film lädt Jugendliche, denen aktuelle Graffiti und Street Art-Bewegung soweit vertraut sein dürften, zur Auseinandersetzung mit einem bis auf den heutigen Tag politisch-ästhetisch kontrovers diskutierten „Vorreiter“ dieser Art von künstlerischer Intervention ein, ohne den Künstler Harald Naegeli darauf zu reduzieren. Die anschaulich dokumentierten Diskussionen um den Sprayer mit dem stets wiederkehren-den Muster „Kunst versus Sachbeschädigung“ bieten ebenso gute Anknüpfungsmöglichkeiten wie das in Person, Aktionen und Werk des Künstlers immer wieder zum Ausdruck kommende rebellische und utopische Moment einer Kritik an Zivilisation und globaler Umweltzerstörung. Die Reflexion von Naegelis einprägsam vorgetragenen Statements vermag für die Freiheit der Kunst und ihrer Mittel zu sensibilisieren, die insofern immer auch politisch ist, als dass sie auf die Notwendigkeit diesbezüglichen Handelns verweist. Filmanalytisch lassen sich Verfahrensweise und Rhythmus etwa anhand der spezifischen Doppelung durch Texttafeln und Voice Over und der unkonventionellen Musikdramaturgie erarbeiten.

Veranstaltungen


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Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.

Autor*in: Reinhard Middel, 26.11.2021, letzte Aktualisierung: 01.12.2021

Regie

Nathalie David

Buch

Nathalie David

Darsteller*innen

Mitwirkende Harald Naegeli, Christoph Sigrist, Markus Kägi, Mirjam Varadinis, Benjamin von Blomberg, Susanne Stamm, Christoph Doswald, Regine Helbling, Hans Martin Ulbrich, Corine Mauch

Länge

97 Min

Sprachfassung

deutsch- und schweizerdeutschsprachige Originalfassung, teilweise untertitelt

Format

digital, Farbe und Schwarz-Weiß

FSK

ohne Altersbeschränkung

Verleih

missingFILMs

Festivals

Zurich Film Festival 2021, Filmfest Hamburg 2021, 38. Kasseler Dokfest 2021