Kurzfilme der Film Macht Mut Workshops
Hier finden Sie die Kurzfilme zu den Workshops und die Langfilme für die Kinotage für die 1. bis 6. Klasse. 2023 wird hier auch der Langfilm für den Kinotag für Klasse 5 & 6 ergänzt.
Vergiss Meyn Nicht
2018 verunglückte der Filmstudent Steffen Meyn während der Räumung des Hambacher Forsts tödlich. Der Dokumentarfilm basiert auf dem 360°-Videomaterial, das Meyn als innerer Beobachter des Protests erstellt hat. Das Ergebnis kombiniert unmittelbare Einblicke in den Protest vor Ort mit nachträglich geführten Interviews. Trotz einseitiger Perspektive auf den aktivistischen Widerstand lässt der Film auch Zweifel an dessen Formen zu.
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Sozialkunde, Politik, Deutsch, Biologie, Ethik
Aktivismus, Widerstand, ziviler Ungehorsam, Idealismus, Individuum (und Gesellschaft), Macht, Rechtsstaat, Ökologie vs. Ökonomie, Ethik
21.09.2023
Inhalt
Baumkronen, vom Boden aus gefilmt. „Alles wegen euch, ihr seid Mörder!“ ruft jemand aus dem Off. Die Bilder stammen aus der 360°-Helmkamera des 2018 tödlich verunglückten Steffen Meyn. Der Filmstudent war aus einem der Baumhäuser gestürzt, die Aktivist*innen im Zuge der Besetzung des Hambacher Forsts errichteten, um dessen Rodung durch den Energiekonzern RWE zu verhindern. Der Unfall des 27-Jährigen passierte während der polizeilichen Räumung des Geländes, entgegen der spontanen Vorwürfe allerdings ohne deren Zutun. VERGISS MEYN NICHT verwendet das umfangreiche Videomaterial, mit dem Meyn den Protest über einen Zeitraum von zwei Jahren dokumentierte. Drei Wegbegleiter*innen montieren die Aufnahmen zu einem direkten Einblick in die „Hambi“-Besetzung und ergänzen die Bilder um retrospektive Interviews.
Umsetzung
In einem Regie-Statement erklären Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl und Jens Mühlhoff, der verunglückte Steffen Meyn habe den Protest „solidarisch, aber keinesfalls unkritisch“ begleitet. Zwar zeigt VERGISS MEYN NICHT lediglich die Sicht der Aktivist*innen – die undogmatische Perspektive des Beobachters Meyn scheint dennoch durch. Die Macher*innen lassen Widersprüche zu und thematisieren auch interne Differenzen und Aggressionen innerhalb der Protest-Camps. Die Unmittelbarkeit der Bilder der Helmkamera ermöglicht interessante Einblicke in das Leben in den Baumhäusern, wobei die verzerrte Optik der auf 2D getrimmten 360°-Bilder dem Gefühl des Dabeiseins etwas zuwiderläuft. Ganz konventionell sind die eingefügten Interviews, in denen Beteiligte ihre Haltungen zum Aktivismus darlegen oder auf die Zeit im Forst zurückblicken.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
Die Filmsichtung regt eine Diskussion über die Proteste im Hambacher Forst an, die in generelle Überlegungen zu den Zielen und Methoden von Aktivismus münden kann. Wo liegen die Grenzen aktivistischen Handelns, was geht zu weit, was nicht weit genug? Im Film hadern die Protestierenden beispielsweise damit, eine klare Linie zum Einsatz von Gewalt zu finden. Als Argument für ein friedliches Vorgehen wird angeführt, dass ein zu rigoroses Vorgehen die Mehrheit der Bevölkerung abschreckt, was den erhofften Wandel hemmt; andererseits erzeugt Militanz mehr Medienresonanz. Diskutiert oder schriftlich erörtert werden kann das auch mit Blick auf die „Klima-Kleber“ der sogenannten Letzten Generation. Einen medienkundlichen Anknüpfungspunkt bietet die spezielle technische Umsetzung. Welche Möglichkeiten birgt die 360°-Kamera-Technik, wenn man die Bilder mit einer VR-Brille sichtet? Wie verändert der Einsatz solcher Kameras die Produktion und Postproduktion eines Films?
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl, Jens Mühlhoff
Fabiana Fragale, Kilian Kuhlendahl, Jens Mühlhoff
Steffen Meyn, Alaska, Diam, Frodo, Lilie, Lola, Tuk, Wo u. a.
102 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
W-Film
Filmkunstfest MV 2023: Bester Dokumentarfilm, Preis für die beste Bildgestaltung für Steffen Meyn (posthum); Berlinale 2023: Perspektive Deutsches Kino