Kurzfilme der Film Macht Mut Workshops
Hier finden Sie die Kurzfilme zu den Workshops und die Langfilme für die Kinotage für die 1. bis 6. Klasse. 2023 wird hier auch der Langfilm für den Kinotag für Klasse 5 & 6 ergänzt.
Hausnummer Null
In ihrem dokumentarischen Abschlussfilm porträtiert die Regisseurin Lilith Kugler den jungen Obdachlosen Chris, der ihr an einem Berliner S-Bahnhof aufgefallen ist. Über einen Zeitraum von zweieinhalb Jahren ist ein teilnehmender Dokumentarfilm entstanden, der dem Leben auf der Straße anhand eines Einzelschicksals ein Gesicht verleiht. Die Drogenabhängigkeit des Protagonisten erscheint dabei als wesentlicher Grund für seine Lebenssituation.
Dokumentarfilm
ab 9. Klasse
ab 14 Jahre
Deutsch, Ethik, Sozialkunde
Obdachlosigkeit, Armut, Drogen, Lebenskrise(n), Individuum (und Gesellschaft)
12.09.2024
Inhalt
Chris lebt seit rund sechs Jahren auf der Straße. Während er Heroin zum Rauchen vorbereitet, sinniert der junge Mann über eine heile Normalität, von der er weit entfernt ist. Stattdessen schläft Chris in einer Unterführung am S-Bahnhof Friedenau in Berlin; auch im Winter, der gerade anbricht, oft in Gesellschaft seines Kumpels Alex und mit Unterstützung der Anwohnerschaft, die Lebensmittel oder einen Ausflug auf den Weihnachtsmarkt spendiert. Die Hilfsangebote fruchten zunächst nur kurzfristig, denn Chris ist fahrig und mit der täglichen Suchtmittelbeschaffung ausgelastet. Auf wackligen Beinen zählt er Kleingeld oder fegt seinen Schlafplatz. Erst als er dem Tode nah in einer Notaufnahme landet, beginnt ein Umdenken. Chris nimmt an einem Substitutionsprogramm teil, besucht nach langer Zeit seine Mutter in Schwaben und hat ein Zimmer in Aussicht. Sein Ziel: „alltagstauglich werden”. Ob er es schafft?
Umsetzung
Als Lilith Kugler für ein Regiestudium an der Filmuniversität Babelsberg Konrad Wolf nach Berlin zog, fiel ihr der junge Obdachlose Chris auf. Zwischen 2020 und 2023 begleitete sie ihn für ihr Dokumentarfilm-Porträt HAUSNUMMER NULL, das ihr Abschlussfilm wurde. Die Langzeitbeobachtung nimmt am Alltag des Obdachlosen teil, ohne den verstetigten Ausnahmezustand vorzuführen oder dem Geschehen eine Moral aufzudrücken. Die bündige Montage verdichtet den Blick über die Schulter zu einer Zustandsbeschreibung des Lebens auf der Straße und der Darstellung einer lebensbestimmenden Sucht. Kameramann Stephan Vogt rückt mitunter nah an den Protagonisten heran, beobachtet aber meist aus halbnaher Distanz. Durch seine beobachtende Haltung und den Verzicht auf einen erklärenden Kommentar regt der Film zur eigenen Meinungsbildung an, was in Anbetracht zunehmender Obdachlosigkeit umso relevanter ist.
Anknüpfungspunkte für die pädagogische Arbeit
HAUSNUMMER NULL zeigt ein konkretes Einzelschicksal, vermittelt aber auch eine generelle Ahnung vom Leben ohne Obdach. Daran kann eine allgemeine Einordnung des Themas anknüpfen. Welche Faktoren verursachen den Anstieg der Obdachlosigkeit in Deutschland, warum bleiben Hilfsangebote oft wirkungslos? Lilith Kugler beschreibt den aktuellen Lebenswandel des Protagonisten Chris, während der biografische Hintergrund vage bleibt. Der Besuch bei seiner Mutter, die sich fragt: „Was hab‘ ich falsch gemacht?”, verdeutlicht die Hilflosigkeit der Angehörigen. Kugler zeigt nicht den Weg in die Obdachlosigkeit, sondern das Straßenleben selbst. Chris spricht von der „Persönlichkeitsveränderung” in einer permanenten Extremsituation, in der seine Drogensucht eine Hauptrolle spielt. Eine Diskussion kann um die Frage kreisen, wie Hilfe gelingt, ohne Obdachlose zu entmündigen. Analysiert werden kann zudem Kuglers dokumentarische Herangehensweise. Der Verzicht auf externe Einordnungen zeichnet den Film als teilnehmendes Porträt aus.
Veranstaltungen
Wenn Sie Interesse an einer Schulkinoveranstaltung haben, setzen Sie sich bitte mit einem Kino in Ihrer Umgebung in Verbindung. Dort wird man Sie gern beraten. Gern sind wir Ihnen auch bei der Kontaktaufnahme behilflich.
Downloads
FilmTipp_Hausnummer_Null.pdfLilith Kugler
Lilith Kugler
Mitwirkende Chris, Alex, Inge, Isabella, Jens, Käthe, Mila
98 Min
deutsche Originalfassung
digital, Farbe
ab 12 Jahre
Drop-Out Cinema
(2024) Filmfestival Max Ophüls Preis; DOK.fest München 2024: Nachwuchspreis; Achtung Berlin: Ökumenischer Preis; Filmkunstfest MV: Beste Bildgestaltung und Bester Dokumentarfilm